Für 5,3 Millionen Euro wird ein Hochwasserprojekt umgesetzt.
Hohenems, Altach. Diesen Herbst soll am Rheintalbinnenkanal in
Altach und Hohenems ein großes Projekt gestartete werden: Rund zwei
Jahre lang werden Bagger und Bauarbeiter damit beschäftigt sein, einen
umfassenden Hochwasserschutz umzusetzen. Entstehen wird im Bereich
Rheinauen in Hohenems ein großes Hochwasserrückhaltebecken im Bereich
Rheinauen mit Dammumschließungen und Regulierungsbauwerk, das ein
Rückhaltevolumen von 330.000 Kubikmetern besitzt und eine Fläche von
rund 30 Hektar einnimmt. Zusätzlich soll eine Regulierung und
Renaturierung der Längsgerinne erfolgen. Das Ziel ist es, nicht nur die
Hochwassersicherheit zu gewährleisten, sondern auch für eine
verbesserte Wasserqualität zu sorgen. „Das 5,3 Millionen Euro teure
Projekt ist notwendig, um 160 Gebäude und 30 Betriebe vor den
Überflutungen eines 100-jährigen Hochwassers zu schützen“, so Thomas
Blank von der Vorarlberger Wasserwirtschaft.
Binnenkanal ausgebaut
Ursprünglich flossen die Hinterlandentwässerungen in den Alten
Rhein. Im Zuge der Rheinregulierung wurde vor rund 100 Jahren der
Rheintalbinnenkanal zur Binnenlandentwässerung errichtet. Er fließt bis
zur Mündung der Dornbirner Ache und in späterer Folge direkt in den
Bodensee, ohne Verbindung zum Rhein. Der Emsbach fließt als Zubringer in
den Rheintalbinnenkanal, im Oberlauf sind es der Emmebach,
beziehungsweise der Koblacher Kanal. In den 80er-ahren wurde
festgestellt, dass die Abflusskapazität nicht ausreicht. So wurde der
Rheintalbinnenkanal, sukzessive ausgebaut. Der Querschnitt wurde
geweitet und der Kanal vertieft. Noch im Urzustand ist der letzte
Kilometer bis zur Landwirtschaftsschule Hohenems. „In diesem Bereich
muss wegen der Grundwassersituation und torfiger Böden mit
Bau-schwierigkeiten gerechnet werden“, so Jürgen Rusch, Projektleiter
des Rheintalbinnenkanalprojekts. Das Hochwasserprojekt wurde deshalb in
Richtung modernem Schutzwasserbau überarbeitet. Statt einem klassischen
Längsausbau mit Eintiefung ging dabei die Möglichkeit, schon im
Oberlauf in Altach ein Retentionsbecken vorzuschalten, als Bestvariante
hervor.
Pegelmessstationen
Im Wesentlichen besteht das Projekt aus Steuerelementen, die im
Mündungsbereich vom Emmebach und Koblacher Kanal beim Schwimmbad
Rheinauen errichtet werden, und mehreren Umschließungsdämmen. Der
Wasserstand wird laufend von Pegelmessstationen kontrolliert. Bei
Überschreiten eines bestimmten Pegels werden die Steuerelemente
automatisch geschlossen und der Überflutungsraum wird kontrolliert
geflutet. Dafür werden keine separaten Bauwerke erstellt, das Wasser
wird natürlich zurückgestaut und ausufern gelassen. Die Steuerelemente
sind Stahlbetonbauwerke mit jeweils zwei Hubschützen pro Gerinne. „Jene
Grundeigentümer, die die Flächen für den gezielten Rückhalt zur
Verfügung stellen, erhalten im Anlassfall eine Entschädigung. Zuvor war
es einfach natürlicher Überflutungsraum und der Landwirt musste damit
leben. Mit dem Ausbau bekommt er Geld dafür. Es ist eine
Win-win-Situation für alle“, erklärt Projektleiter Rusch. Die Dämme
sollen durch Erhöhungen von verschiedenen Feldwegen und Straßen
realisiert werden. Die gehen fließend ins Gelände über, sodass man von
den Retensionsbecken und den erstellten Bauwerken wenig sieht. „Das
Becken wird ein ganz seichtes Becken“, so Jürgen Rusch. Im HQ100
Anlassfall (statistisch maximales Hochwasser in 100 Jahren) wird mit
einer Durchschnittseinstautiefe von 80 Zentimetern gerechnet. Ziel ist
es, den monotonen Verlauf des Rheintalbinnenkanals zu strukturieren und
ökologisch zu verbessern. Die Linienführung soll leicht pendelnd
ausgeführt werden, soweit dies innerhalb der Grundstücksgrenzen möglich
ist.
Lebensraum Ufer
Mit flacheren Böschungen soll der Zugang zum Gewässer erleichtert
werden und damit den Lebensraum Ufer aufwerten, sowohl für die
Tierwelt, als auch für die Naherholung. Im Gewässer wird mit
Störsteinen der Lebensraum für die Fische verbessert. Auch eine
Niedrigwasserrinne ist vorgesehen, damit der Flusslauf nicht trocken
fällt, was für alle darin lebenden Tiere sehr wichtig ist.
Quelle: VN
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