Radio Proton, für jene, die nicht schweigen wollen!

Margit Ellensohn, Rainer Roppele und Bernhard Amann, drei die sich verstehen! - © Pezold

Interview mit Margit Ellensohn, hieß es beim Kulturbrunch mit Radio Proton im Prokontra.

Hohenems. Mit einem Stammtisch für Behinderte im Jahr 1986 begann der kämpferische Weg der Margit Ellensohn, die seitdem keine Gelegenheit ausließ, für Menschen mit Handicap bessere Lebensumstände zu ermöglichen. „Mit Elmar Gächter, der blind ist, habe ich den Stammtisch acht Jahre lang geleitet”, so Margit. Im Interview mit Rainer Roppele wurde Klartext gesprochen.

Inklusion statt Integration

Margit Ellensohn, die im „Beisl Orchester” mitwirkt, Meisterschaften für die Flying Flippers schwimmt und Bilder malt, bestimmt ihr Leben selbst. Barrieren, die sie ständig versucht abzubauen, stören sie nicht, im Gegenteil, sie stacheln zu immer mehr Einsatz an. „Beim Beisl Orchester stehen die sozialen Komponenten im Vordergrund, Selbstwertgefühl aufbauen und die Schwachen unterstützen, diese Dinge haben absolute Priorität”, lobt die Vielseitige Künstlerin. Radio Proton: „Warum ist das Thema Behinderung so wichtig?” Margit Ellensohn bringt es auf den Punkt: „Es geht uns ja heute um die Behinderungskultur in Vorarlberg, um Defizite und wie man diese ausräumen kann. Die Politiker sollen endlich anfangen, nicht nur an sich selbst, sondern an die Menschen zu denken, die sie gewählt haben und deren Wohl ihnen am Herzen liegen sollte!” Das Zauberwort heißt Inklusion, nicht zuletzt, weil Integration schon längst einen faden Beigeschmack hat.

Kritische Ansätze

Rainer Roppele: „Ist es nötig, für Behinderte so viel Geld auszugeben, nur damit sie „allein” wohin kommen?” Margit Ellensohn: „Der Trend zur Barrierefreiheit nützt nicht nur behinderten Menschen, sondern auch Alten, Frauen mit Kinderwagen, Kindern usw. Also ist das Geld sicher gut angelegt.” Wenn Margit erzählt, dass sie schon vom Busfahrer nicht mitgenommen wurde, aus fadenscheinigen Gründen, dann kann man sich wohl denken, dass es noch einiges an Aufklärungsarbeit bedarf, um auch den Letzten vor Augen zu führen, was Inklusion eigentlich bedeutet. Auch bestimmen die Ursachen der Behinderung die nötigen Unterstützungen, d.h. ein Geburtsbehinderter steht auf der Leiter ganz unten.

Nid lugg lo

Während Margit kämpft und sich für alles und jeden einsetzt, der Hilfe benötigt, tut sich in Sachen Aufklärung schon einiges im Ländle. Die Barrierefreiheit ist zum Thema geworden und Menschen mit Handicap werden immer öfter, immer mehr in die Gesellschaft integriert. Dennoch könnte das Verständnis mehr sein, könnte der Blick für das Wesentliche geschärft werden. „Steter Tropfen höhlt den Stein”, sagt Margit Ellensohn überzeugt. Ihr Motto: Nid lugg lo! Es wird noch vieler Tropfen bedürfen, um den Stein der menschlichen Größe und der Weisheit auszuhöhlen.




Gemeindereporter

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