Türen gehen auf 23


Briefe an die Bewohner/innen einer Stadt

Von Julia Jäger

Liebe Hohenemser und Hohenemserinnen,

Ich durfte bei der Vision Stadt Hohenems mitmachen und habe so einen tieferen Einblick in unsere Stadt erhalten – es hat mir gezeigt, was es schon gibt, was alles läuft, aber auch, was noch getan werden muss.

Vorher hatte ich kaum mit Hohenems zu tun – Schule auswärts, Freunde auswärts – doch nun fühle ich mich wieder richtig Zuhause, weil ich weiß: Ich kenne jemanden und jemand kennt mich. Es sind keine Fremden, denen ich begegne, sondern Freunde. Durch die Vision Stadt Hohenems wurde ich auf einmal aktiv in Hohenems eingebunden, durch das gemeinsame Reden und sich austauschen. Komisch eigentlich, doch wenige Wochen Zusammenarbeit schafften ein vollkommen anderes positives Lebensgefühl – Zugehörigkeitsgefühl. Es ist noch nicht zu spät, um auch noch mitzuarbeiten, eigentlich sind WIR erst am Beginn unserer Reise – eine Reise in unsere Zukunft.
ZUKUNFT – so abstrakt und doch so greifbar. Bei Zukunft hat jeder sofort ein Bild im Kopf – jeder ein anderes. Doch viele Bilder und Ideen lassen sich zu einem großen Ganzen zusammenbauen.
Ansätze und Beispiele fanden wir bei einem zweitägigen Workshop. Wir alle starteten bei Null, keine Vorinformation, kein Vorwissen, keine Ahnung, was wir erreichen würden. Und doch – sie war da – die freudige Erwartung auf etwas Unbekanntes. Ich spürte diese Energie, sobald ich den Saal betrat. Überall Vordenker und Visionäre, doch eigentlich ganz normale Leute – Lehrer, Architekten, Handwerker … Sie alle mit einem gemeinsamen Ziel – mögliche Wege für die Zukunft von Hohenems finden. Hier, in diesem Saal, trafen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander – Alt, Jung, Erfahren, Unerfahren… - doch schlussendlich hatten alle den gleichen Kerngedanken – die Gemeinschaft in Hohenems stärken, die Hohenemser zusammenwachsen lassen.
Besonders die Zusammenhänge in Hohenems sind mir in diesen Wochen klarer geworden. Schön ersichtlich sind diese in einer Skulptur, an der ich selbst mitgearbeitet habe. Hierbei haben wir Silkfäden gespannt, an denen Begriffe mit den wichtigsten Bestandteilen von Hohenems befestigt sind. Diese sind miteinander durch eine grell-pinke Schnur verbunden. Beispiele für verbundene Begriffe: Familie – Grünes Netzwerk – mitdenkende verantwortliche Männer und Frauen oder Jugendliche – Kulturschätze – Vergangenheit. So, wie sie auch in Wirklichkeit ständig miteinander in Austausch stehen. Fehlt ein Bestandteil, entsteht ein Loch, fehlen gar mehrere, kann das System nicht mehr bestehen. So ist es auch in Hohenems – die ganze Stadt ist so komplex, dass sie zusammenbricht, wenn zu viele Komponenten fehlen. Wir können also nicht nur punktuell handeln, sondern müssen immer auch das große Ganze als Ziel im Auge behalten.
Dieser Workshop gibt mir Mut, dass WIR alle zusammen etwas erreichen können. Ich bin überzeugt, dass unsere Ideen Früchte tragen werden.
Und auch Ihre Ideen brauchen wir noch, denn auf unserem Bild fehlen noch viele Puzzlestücke, viele Ideen – für unser gemeinsames Hohenems.
Also fangen WIR heute an, für morgen zu denken, denn nur so wird Hohenems so werden, wie WIR es uns wünschen.
Und eines ist sicher: Ich werde mich bestimmt noch daran erinnern, dass ich bei der Vision Stadt Hohenems mitgearbeitet habe, wenn ich älter bin und durch unser zukünftiges Hohenems gehe.

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