Die Schnapsstadt


Roman von Mo Yan
 

Gerüchte besagen, dass in einer entlegenen Provinz Chinas dekadente Parteikader, die nach der Wirtschaftswende zu Reichtum gekommen sind, kleine Kinder nach allen Regeln der Kochkunst zubereiten lassen. Sonderermittler Ding Gou'er wird in die "Schnapsstadt" entsandt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch kaum hat Ding den Fall aufgegriffen, sieht er sich konfrontiert mit einer wahnhaften Welt, die von Aberglaube und Korruption, von Anmaßung und Gier beherrscht wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2003

Von der Form dieses Romans lässt sich Meike Fessmann nicht aus der Fassung bringen, wie sie zunächst betont, denn was dieser chinesische Roman da an Spielen mit der Figur des Autors, an erzählten Bewusstseinsströmen und magischem Realismus aufbietet, kennt sie von Sterne, Joyce und Marquez. Trotzdem ist sie hingerissen von dem Roman, der bereits 1992 auf Chinesisch erschien, denn sie entdeckt in der Geschichte um einen Ermittler, der in der Stadt Jiuguo untersuchen soll, ob dort tatsächlich Kinder verspeist werden, zwischen "Altbekanntem" eben auch das "erschütternd Andere". Dies mache den "Reiz" des Buches aus, betont die begeisterte Rezensentin, die insbesondere von einer LKW-Fahrerin beglückt ist, die sich in einen "Geschlechterkampf" erster Güte mit dem Protagonisten begibt, der dem "Klassenkampf" in nichts nachsteht, wie Fessmann schwärmt.


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