"Die Politik verdünnt sich zur Geschwätzigkeit"


Philosoph Byung-Chul Han: Transparenz schafft das Vertrauen ab und "schaltet das soziale System auf Kontrolle um"

STANDARD: Der politische Trend geht in Richtung mehr Transparenz. Auch in Österreich fordern Politiker wie Experten schärfere Transparenzregelungen. Warum sehen Sie diese Entwicklungen skeptisch?

Han: "Skeptisch" ist kein richtiger Ausdruck. Ich analysiere die Entwicklung vor allem medientheoretisch. Die Transparenz ist ein Wesenszug der digitalen Kommunikation. Diese erleichtert die Informationsbeschaffung. Dadurch verliert das Vertrauen als soziale Praxis, die auch ohne Information über andere den Aufbau einer positiven Beziehung möglich macht, immer mehr an Bedeutung. Wo Informationen sehr leicht zu beschaffen sind, schaltet das soziale System vom Vertrauen auf Kontrolle und Transparenz um. Es folgt der Effizienzlogik. Die Transparenzgesellschaft weist eine strukturelle Nähe zur Kontrollgesellschaft auf.

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