Türen gehen auf 21


Briefe an die Bewohner/innen einer Stadt

Von Gabriele Bösch

Seit dem Herbst habe ich ein eigenes Schreibzimmer. Der Schreibtisch steht vor dem Fenster, das sich nach Westen öffnet, davor steht eine uralte Muschelzypresse. Anfangs, als ich hier saß und schrieb und zwischendurch meinen Blick nach draußen richtete, wunderte ich mich, dass keine Vögel auf dieser Zypresse Platz nahmen. „Sie bietet keine freien Ästchen zum Landen“, sagte mein Mann.

Er hat wohl Recht. Ich vermisste die Vögel und bat ihn, die Äste, die sowieso ins Fenster hingen, zu schneiden. Ab und zu sitzt jetzt eine Meise dort und ich beobachte ihre Drolligkeit und lache über mich selbst. Und immer öfters finden jetzt auch die Spatzen hierher, dann, wenn sie sich vom Futtertrog der Hühner lösen können.
Das dichte Immergrün der Muschelzypresse bewirkte auch, dass der Schnee sich sehr lange auf ihr hielt. Vorletzte Woche sah ich ihm beim Schmelzen zu. Das heißt, das Schmelzen an und für sich kann man nicht sehen, man sieht nur einzelne Wassertröpfchen fallen. Aber irgendwann gibt es da einen Punkt zwischen Last und Erleichterung, da schnellt ein Ästchen hoch. Das löst manchmal eine Kettenreaktion aus, wenn es an ein anderes „erleichtertes“ Ästchen stößt im Hochschnellen. Dann fallen plötzlich ganze Schneesalven …
Sie sehen, ich beobachte, während nach wie vor Fragen in mir schlummern. Ich vernetze meine Fragen mit dem Beobachteten. Wie macht man eine Stadt lebendig? Indem man den Menschen Platz zum „Landen“ bietet? Das Landen im öffentlichen Raum. Die Muschelzypresse gehört mir, ich durfte Äste abschneiden, damit die Vögel landen können. Wem aber gehört der öffentliche Raum, wer ist die „Öffentlichkeit“? Das sind wir, wir alle. Haben wir nur an den Schulden Teil oder auch am Besitz? Dürfen wir nur durch die Stadt gehen und fahren und über sie fliegen, oder dürfen wir auch in ihr landen, indem wir sitzen? Dürfen wir nicht ein Tischchen auf einen Gehsteig stellen, einen einladenden Stuhl, wenn wir alle aufmerksam dafür sorgen, dass eine Frau, ein Mann mit Kinderwagen, ein Rollstuhlfahrer, ein kleines Kind, ein gebrechlicher alter Mensch, sicher darum herumbegleitet werden? Wäre aktive Hilfestellung nicht ohnehin schöner als dieser Totraum an passiver Versicherung?
Wie also machen wir unsere Stadt lebendig? Wie machen wir die gemeinsame Vision sichtbar?
Das Team um das Visionscafé lädt Sie am kommenden Samstag (Karsamstag) sehr herzlich ein, ein bisschen in unserer Stadt zu landen, unter dem Motto:

Bock auf Ems!

Wir treffen uns von 10 bis 13 Uhr beim Visionscafé zu Osterbock und Weißwürsten und Sie sind herzlich dazu eingeladen – und Sie möchten bitte „Ihren Senf“ mitbringen: Ideen, Anregungen, Freude und die Lust, sich am lebendigen Gespräch zu beteiligen.
Wer weiß, wenn Altlasten, gemessen in Widerständen, zu schmelzen beginnen, dann schnellen die Ästchen hoch, dann gibt es eine Kettenreaktion, der Baum beginnt sich zu entfalten, es wird Frühling … und wir säen die Sonnenblumen, die wir von der Zukunftswerkstatt mitgenommen haben. Wir laden ein.

Am Ende der zweiten Zukunftswerkstatt, als wir aufgefordert wurden, die Verantwortung, die wir übernehmen wollten, zu notieren, schrieb ich auf die Karte: „Gastgeberin im Wort“. Ich hatte mich da schon gefragt, wie es mit diesen Briefen weiter gehen soll. Langsam entstand ein Bild in mir: Ich habe hier angefangen, einen Platz aufbereitet. Ich fände es wunderschön, wenn dieser Raum sich entfaltete wie ein Baum, dass nun jede Woche ein anderer Hohenemser, eine andere Hohenemserin an ihre Mitbewohner/innen einen persönlichen Brief schriebe. Jede Woche würden Sie einen anderen Menschen aus dieser Stadt kennenlernen, eine persönliche Geschichte, einen anderen Teil der Stadt, neue Wege, neue Ecken und auch neue Gedanken dazu … Wie fänden Sie das? Eine Stadt schreibt sich selbst. Kann es etwas Schöneres geben?
Rufen Sie mich an, wenn Sie Freude verspüren, einen solchen Brief zu schreiben: 0680/2324770, ich helfe Ihnen gerne und leite die Briefe in der Reihenfolge des Eintreffens weiter, sodass die Gemeindeblattredaktion nicht zu viel zusätzliche Arbeit hat.
So wünsche ich Ihnen nun ein frohes Auferstehungsfest, viel Sonne und Wärme, und all die Liebe, die sich finden lässt!

1 Kommentar:

  1. Fenster und Türen von http://eskaokna.com/de/ bringen zahlreiche Vorteile, nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch im Bereich von architektonischer Gestaltung und Kosteneffizienz. Die Fenster von Eska Line bieten einen wirksamen Schutz vor Kälte, schlechtem Wetter und Lärm.

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