"Wir haben Hornhaut auf dem Herzen, und der Magen ist mit Leder ausgekleidet", hat mir einmal der blutjunge Fahrer eines Leichenwagens gesagt.
Kalaschnikow
"Nichts auf dieser Welt, sei es organisch oder anorganisch, kein anderes Objekt aus Metall und kein anderes chemisches Element hatte zerstörerische Folgen als die AK-47. Die Kalaschnikow brachte mehr Menschen den Tod als die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, verursachte mehr Todesfälle als das HIV-Virus oder die Beulenpest, forderte mehr Todesopfer als sämtliche Anschläge islamischer Fundamentalisten, als alle Beben, die jemals die Erde verwüsteten. Eine unvorstellbar große, eine astronomische Zahl von Menschenleben. Nur einem Marketing-Fachmann gelang es, diese Zahl auf einem Kongreß überzeugend zu veranschaulichen: um sich vorzustellen, wie viele Menschen durch diese Waffe starben, müsse man eine Flasche mit Zucker füllen. Jedes einzelne Körnchen, das durch den Flaschenhals riesle, sei ein Mensch, der durch eine Kalaschnikow sein Leben verlor." Rezensionsnotiz/Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007
Dies
ist, preist die Rezensentin Kerstin Holm diese literarische Reportage,
"ein Epos unserer Zeit". Roberto Saviano hat sich im Wallraff-Stil
mitten hinein begeben in die "größte kriminelle Organisation" in Europa -
die neapolitanische Camorra. Was er nach der Rückkehr ins zivilisierte
Leben zu berichten weiß, lässt den Atem stocken. Es gibt Einblicke in
die Globalisierung des Verbrechens, die zum Beispiel nicht davor
zurückschreckt, weite Teile Kampaniens zur Müllhalde verkommen zu
lassen. In ihrer Selbstdarstellung orientieren sich die Camorristi
vorzugsweise an den Übertreibungen, die sie aus Brian Di Palmas Film
"Scarface" kennen; bei aller Stillosigkeit aber sind sie auf dem
aktuellen Stand ökonomischen Handelns und darum ist ihrer auch kaum
habhaft zu werden. Die Rezensentin weiß Savianos "Pathos" ebenso zu
schätzen wie seine "lateinische Klarheit" und feiert nicht nur das Buch,
sondern auch seinen nach Morddrohungen abgetauchten Autor.
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