Briefe an die Bewohner/innen einer Stadt
Von Karin Metzler
Liebe Leserin, lieber Leser von „Türen gehen auf“
Nach den schönen Schriftsteller-Briefen von Gabi Bösch den 22igsten Brief zu schreiben – zugegeben – das verlangt etwas Mut. Ich will es wagen, weil ich es war, die vor 24 Wochen Gabi Bösch bat, Stadtschreiberin zu sein.
Warum? Wir wussten, für das Gelingen einer Stadtentwicklung braucht es viele unterschiedliche, engagierte Menschen aus Hohenems, die bereit sind, in irgendeiner Form mit zu gestalten und – mit zu wirken.
Wir wünschten uns eine/n Stadtschreiber/in, um das, was Vision Stadt Hohenems sein soll, zu übersetzen, zu erfinden und gleichzeitig in die Wirklichkeit zu bringen. Und Gabi Bösch hat diese Bitte, diese unmögliche und vielleicht unverschämte Bitte angenommen. Sie hat nicht nur das, was uns im Prozess wichtig war, übersetzt (gemeint sind „diese Großen Worte“ ... als aufmerksame/r Leser/in erinnern Sie sich ...). Gabi Bösch hat mit diesen Briefen an die Bewohner/innen einer Stadt zärtliche und reale Hohenemser Geschichte geschrieben. Und dafür bin ich dankbar und noch mehr.
Aus der Kraft der Gemeinschaftsarbeit ist ein starkes Gemeinschaftsergebnis gewachsen. Die schwere Arbeit zeigt jetzt ihr Gewicht. Die Ergebnisse der vielen Begegnungen, des Ideenpools, der Karten, der Zukunftswerkstatt werden dokumentiert, d. h. ausgewertet, in verschiedensten Formen festgehalten und in Sinn- und Werte-Zusammenhänge gebracht. Wir – das Visionsteam – stehen für und auf Qualität. Das gilt auch für die sorgfältige Auf- und Ausarbeitung der Ergebnisse der Zukunftswerkstatt. Wir arbeiten auf Hochdruck, um diese Fülle mit höchster Qualität zu bewältigen. Und das beansprucht seine Zeit. Dafür braucht es Ihre Geduld und Ihr Vertrauen. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis. Wenn alles gut geht, können wir die Ergebnisse noch vor den Sommerferien für alle Stadtbewohner/innen öffentlich machen.
Liebe Gabi Bösch!
3 x 7 Briefe.
Das sind 21 Briefe.
Das sind 21 Wochen, jede Woche einen Brief an die Bewohner/innen der Stadt Hohenems, geschrieben von dir.
Die Stadt Hohenems, das sind wir alle, die in Hohenems arbeiten, wohnen, lieben.
Ja lieben. Du hast dich nicht verlesen.
Leben und Lieben. Da gibt es nur einen Buchstaben mehr dazwischen. Das Wort ist sozusagen fast identisch. Beides gehört zusammen. Das eine geht nicht ohne das andere.
Um solche Briefe schreiben zu können, braucht es Liebe und Disziplin.
Beides ist entscheidend, damit Visionen und soziale Veränderungen sich verwirklichen, das ist sogar mittlerweile wissenschaftlich belegt 1).
Ich danke dir für deine Liebe für deine Stadt Hohenems.
Denn mit der Liebe gehen wort-wörtlich Türen auf.
Das habe ich selbst in Hohenems erfahren dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Und mit mir gibt es beachtlich viele Menschen, in und außerhalb von Hohenems, die meine Dankbarkeit teilen, und nicht nur deshalb, weil deine Briefe Vergnügen bereiten, sondern ...
Viele Türen sind in den letzten Wochen aufgegangen. Was hat sich nicht alles getan?! Un-glaublich!
Und gleichzeitig frage ich mich derzeit mit vielen anderen Beteiligten: Was braucht es im JETZT und weiter hin, um die Vision der Stadt Hohenems in die Wirklichkeit, das heißt in die Umsetzung zu bringen?
Werden regelmäßige Stadt-Dialoge stattfinden? Wird es weiterhin eine Stadtschreiberin geben? Werden die Menschen, die sich für die Vision Stadt Hohenems engagierten in der Verantwortungsgemeinschaft bleiben? Im Beteiligtsein steckt die Verantwortung. Es geht also darum, weiterhin beteiligt zu sein, ein Feld zu schaffen, in dem Beteiligtsein möglich ist. Und das ist mehr als ein Teilnehmer oder Begutachter zu sein. Welche Felder wird es für die Vision Stadt Hohenems zukünftig geben?
Werden die Bodenbeackerung und die Samen reichen? Ich sehe die Sonnenblumen schon blühen. Was lässt mich an die Sonnenblumen-Ernte glauben? Zum einen die Tatsache, dass all die Arbeit und somit Liebe, die die Menschen in den vergangenen Wochen und Monaten der Vision Stadt Hohenems geschenkt haben, in der Stadt Hohenems und in der Welt ist.
Und zum anderen die Tatsache: Die Vision Stadt Hohenems wird weiter wachsen, weil es in Hohenems viele Menschen gibt, die wie du lebendig sind und einfach tun.
Was tun, ist etwas anderes, als zu beobachten, ob sich was tut und wer was tut.
Alles Lebendige misst sich an der Liebe.
Für die Ernte und somit für die Freude, dass sich die Stadt Hohenems entwickelt, muss jede/r für sich und gemeinsam in der Liebe ETWAS tun.
Die Stadt Hohenems und du Gabi Bösch, eine der Bewohnerinnen der Stadt, sind mit vielen anderen Zukunftspioniere, die vorangegangen sind und weiter gehen werden.
Für deinen ehrenamtlichen Einsatz als Stadtschreiberin für die Vision Stadt Hohenems bedanke ich mich im Namen aller Menschen, die sich für die Vision Stadt Hohenems einsetzen und die du mit deinen Briefen so sehr gestärkt und beschenkt hast.
Ich wünsche der Vision Stadt Hohenems, dass viele Menschen deinem Vorbild,
mit Vertrauen und Verantwortung für das Gemeinwohl folgen.
So - genau so - wird die Vision Stadt Hohenems Wirklichkeit.
Karin Metzler
(Inhaltliche Prozessleitung und strategische Stadtentwicklung Vision Stadt Hohenems)
1) Kahane Adam, Power and Love. Theorie und Praxis für Sozialen Wandel.
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