Die Glühbirne ist nicht umzubringen


Glühbirnenverbot hin oder her: Der Einfallsreichtum bei der Umgehung ist groß, Glühbirnen immer noch Verkaufsrenner


Von alten Gewohnheiten trennt man sich nur schwer. Und ungern. Dass aber das Verbot der traditionellen Glühbirnen in Europa zu einem Sturm an Entrüstung und Hamsterkäufen führte, sorgte doch für einige Verwunderung. Den Glühbirnen wird sukzessive per EU-Verordnung der Garaus gemacht. Die Energiefresser - nur fünf Prozent der Energie, die sie verbrauchen, werden in Licht umgewandelt, der Rest entfleucht als Wärme - müssen effizienteren Energiesparlampen, Halogen- oder LED-Lampen weichen.

Anfang September 2012 wird die Glühbirnen-Verbannung in ihre letzte Phase eintreten. Schrittweise wurden seit 2009 zuerst die 100-Watt-Birnen, dann die 75er und im vergangenen Jahr die 60er aus dem Verkehr gezogen. Nun trifft das Vermarktungsverbot noch die übrigen Glühbirnen.

Schon die erste Welle des Verbots sorgte in Österreich und Deutschland für regelrechte Hamsterkäufe. In Baumärkten und Elektrofachgeschäften fanden die Verbannten reißenden Absatz. Mit jedem Jahr des Verbots gelangt nun eine Glühbirnen-Stärke nach der anderen auf den Index, und soll so auch von den Verkaufsbudeln der europäischen Geschäfte verschwinden.
 
Einfallsreichtum beim Umgehen

So gering die Gegenliebe der Konsumenten für das Verbot auch sein mag, so groß ist der Einfallsreichtum bei der Umgehung desselben. Laut Medienberichten finden Glühbirnen-Fanatiker genügend Schlupflöcher, vor allem über das Internet. Speziallampen - wie Gruben- oder Tunnelleuchten - seien etwa nicht verboten. Im Endeffekt seien diese aber nichts anderes als stoßfeste 100-Watt-Birnen. Der Name macht den Unterschied, ansonsten passen sie in jede alte Fassung. Die stoßfesten Nicht-Glüh-Aber-Spezialbirnen hätten einen dickeren Wendeldraht, der weniger schnell kaputtgehe.

Glühbirnen-Traditionalisten bekommen außerdem auch immer neues Unterfutter für ihre Ablehnung der Energiesparlampen. Die alten Birnen sind zwar unbestritten Energiefresser, aber die angepriesene längere Haltbarkeit von Energiesparlampen entspricht in der Praxis oft nicht den Versprechen der Hersteller. Zudem wird deren Licht oft als zu "kalt" empfunden und viele enthalten auch noch giftiges Quecksilber, was eine entsprechende Entsorgung notwendig macht.
 
Verhaltenskodex bei Quecksilber-Austritt

Mit dem Quecksilber in den Energiesparlampen beschäftigte sich unlängst auch eine Dokumentation des ZDF. Energiesparlampen seien demnach gesundheitsschädigend - wenn sie kaputtgehen, setzen sie Quecksilber frei. Mediziner raten im Fall des Falles den Raum sofort und für längere Zeit zu lüften.

Der weitere Verhaltenskodex, den man bei zerschellten Energiesparlampen beherzigen soll: Scherben mit einem Karton zusammenkehren, den Rest mit feuchten Tüchern oder Klebebandstreifen aufsammeln; alle Reinigungsutensilien in einem verschlossenen Behälter aufbewahren und ebenfalls adäquat entsorgen; auf keinen Fall staubsaugen; Hautkontakt vermeiden.

Selbst wenn sie nicht zerbersten, sollten Energiesparlampen nicht einfach im Mistkübel unter der Abwasch landen. Erloschene Lampen gehören entsorgt, entweder direkt im Handel oder bei den städtischen Mistplätzen und Problemstoffsammelstellen. Dazu ruft die in Wien dafür zuständige MA48 mit Plakaten auf.

Wer sich also dem Risiko Energiesparlampe nicht aussetzen will oder einfach nur das Licht nicht so schön findet, kann entweder für die nächsten 30 Jahre Glühbirnen horten, oder steigt auf umweltfreundlichere Alternativen, wie zum Beispiel LED-Leuchten um. Sie sparen etwa gleich viel Strom, enthalten aber keine Schadstoffe und haben eine höhere Lebensdauer. Außerdem entspricht das Lichtspektrum eher jenem der alten Glühbirne. Nur teurer sind sie, daran muss man sich auch gewöhnen.
 
(Daniela Rom, derStandard.at, 9.8.2012)

1 Kommentar:

  1. Ich habe mit den Glühlampen als Alternative (z.B. hier https://www.leuchtmittelkaufen.at/linden/linden-gluehlampen) echt gute Erfahrungen gemacht; den Unterschied merke ich gar nicht.
    Danke für den stimmungsvollen Artikel!

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