VN-Interview. Bernhard
Amann (60)
“Die Karawane
zieht weiter”
Bernhard Amann ist neuer Hohenemser Vizebürgermeister,
nicht zur Freude aller.
(VN-mip) Seine Sprechstunden in der Stadt werden
gestürmt, sein Einsatz ist auch bei der politischen Gegenseite unbestritten.
Dennoch stieß seine Wahl zum Vizebürgermeister von Hohenems auf der
konstituierenden Sitzung vergangenen Samstag auf großen Gegenwind. Das Publikum
im Löwensaal quittierte seine Ernennung mit Applaus und Buh-Rufen. Bernhard
Amann polarisiert. Trotzdem haben die Beschimpfungen eine neue Dimension
erreicht. Amann nimmt’s gelassen und glaubt, dass sich die Wogen bald glätten.
Trauen Sie sich in Hohenems noch auf die Straße?
Amann: (lacht) Ja, sehr gerne. Ich gehe jetzt noch viel
lieber auf die Straße.
Drogensüchtler, Langhaardackel: Ihnen wurde in den
vergangenen Wochen vieles an den Kopf geworfen. Wie reagieren Sie darauf?
Amann: Ich ignoriere es. Es kommt ja immer wieder vor. Ich
habe schon damals mit Hubert Gorbach einen Drogentest gemacht, auch vor dieser
Wahl wieder. Die wissen das doch genau. Es waren sehr viele unqualifizierte
Angriffe dabei. Die sind speziell von FPÖ-Seite gekommen, auch von Kandidaten.
Die haben sich ausgetobt und mich als Ratte und Drecksau beschimpft. Meine Mutter
ist am Telefon bedroht worden.
Auch Wahlfälschung wirft man ihnen vor.
Amann: Ich sei ein Betrüger und soll schubkarrenweise
Wahlkarten abgeholt haben. Indes habe ich nur eine einzige geholt. Nämlich
meine!
Hat Sie die Wucht dieses Hasses überrascht?
Amann: Nein. Ich gehe seit 40 Jahren mehr oder weniger durch
die Hölle (lacht). Ich trage das inzwischen mit Humor. So lange die Kritik aus
dem rechten Eck kommt, bin ich auf dem richtigen Weg.
Hat es eine neue Qualität erreicht?
AMANN: In diesem Ausmaß schon. Vor allem, weil wir einen
positiven Wahlkampf geführt haben. Vielleicht bis auf ein Interview, das ich
eigentlich humoristisch gemeint habe.
Auch im Stichwahlkampf?
AMANN: Dort haben wir uns lediglich klar positioniert.
Gleichzeitig haben wir aber sehr wohl Kritikpunkte an Richard Amann geäußert.
Hat auch die ÖVP an der Eskalationsschraube gedreht?
AMANN: Als ich die Plakate sah, habe ich gedacht, ich sehe
nicht richtig! Noch dazu, weil diese zwei Parteien in den vergangenen Jahren
die meisten Beschlüsse gemeinsam getragen haben.
Dieter Egger hat von einer „Kriegserklärung“
gesprochen. Stadtvertreter Marc Dold hat bei Ihrer Wahl mit „Niemals“
abgestimmt. Das ist doch kein guter Start?
AMANN: Es wird jetzt noch kurz aufflackern, aber die
Karawane zieht weiter. Im Übrigen finde ich es eine Frechheit, dass Dieter
Egger das ins Gegenteil verkehrt. Er redet von „Gräben schließen“, hat diese
aber erst aufgerissen. Meine Funktion ist es nun, nach Gemeinsamkeiten zu
suchen. Wir müssen für alle Emser da sein, über Parteigrenzen hinweg.
Würden Sie auch mit der FPÖ gegen die ÖVP stimmen?
AMANN: Das kann durchaus möglich sein, es gibt keine
Koalition. Aber wir haben Grundsatzfragen formuliert und diese an die ÖVP
geschickt.
Das ganze Theater wegen des Vizebürgermeisters: Ist das
Amt wirklich so wichtig?
AMANN: Der Vize repräsentiert die Stadt nach außen und
regiert, wenn der Bürgermeister krank ist. Das setzt gegenseitiges Vertrauen
voraus.
Hätte das Friedl Dold nicht auch gekonnt?
AMANN: Er hat sich aus dem Visionsprozess verabschiedet und
dieses Spiel mitgemacht. Wir haben persönlich gar keine Probleme, er war der
einzige Aktive der FPÖ. Aber man wählt eine gewisse Geisteshaltung. Außerdem
kann ich nicht jemanden verhindern und diesen via eines Vizebürgermeisters
wieder ins Haus lassen.
Das FPÖ-Argument, als stärkste Partei ein Anrecht auf
den Vize zu haben, ist aber nicht von der Hand zu weisen, oder?
AMANN: Klar. Aber wer im Jahr 2000 den Drittstärksten zum
Bundeskanzler macht, darf nicht jammern, wenn der Drittstärkste
Vizebürgermeister wird. Übrigens: Warum reden alle von der FPÖ? Wir haben
unsere Mandate verdoppelt, sind also ebenfalls Wahlsieger.
Dieter Egger spricht von Ausgrenzung.
AMANN: Die sind ja nicht außen vor! Sie haben vier
Stadträte, regieren also mit. Wenn sie so einen Erfolg haben, dann sollen sie
auch Ressort-Verantwortung bekommen. Vielleicht sollte sich Egger einmal
fragen, warum niemand mit ihm will. Das muss doch Gründe haben.
Die Konstituierung verlief weitgehend
harmonisch. Die Anzahl der Stadträte wurde einstimmig beschlossen. Im Vorfeld
deutete die FPÖ an, einen Antrag auf acht Stadträte stellen zu wollen, tat dies
dann aber nicht. Es sind nun deren neun.
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